Vor mehr als einem Jahr habe ich mich in diesem Forum angemeldet. Eigentlich wollte ich mir einen klassischen Kaminofen zulegen, aber weil das Angebot so unglaublich breit ist, dauerte die „Findungsphase“ sehr lange. Irgendwann war es dann so weit, dass ich die Fachhändler in meiner Umgebung abgeklappert bin. Und was war das Ende vom Lied? Es wurde kein klassischer Kaminofen.
Denn letztendlich steht in meinem Wohnzimmer jetzt ein Specksteinofen ohne Kamineinsatz. Ich habe mich mit der Entscheidung für diesen Ofen sehr schwer getan, das lag unter anderem daran, dass ich keinerlei Erfahrungsberichte im www dazu gefunden habe. Und das ist der Grund, warum ich jetzt einen ausführlichen Beitrag schreibe, für den Fall, dass jemand eine Entscheidungshilfe braucht. Man sollte nämlich wissen, dass man sich hier eine besondere Art von Ofen zulegt.
Also, mein Ofen trägt den Namen Okto Plus, der Hersteller sitzt in Finnland und kann mit N K abgekürzt werden. Es ist nicht möglich, diese Art von Ofen ohne Fachhändler zu erwerben, und das ist auch richtig so. Der Ofen besteht fast vollständig aus Speckstein, nur der Feuerraum ist mit Vermiculite ausgekleidet und die Tür-Einheit ist aus Stahl und Glas. Ansonsten ist so gut wie alles massiver Stein! Das macht den Ofer schwer, er ist 1,90 Meter hoch und wiegt fast 500 kg. Die Produktpalette des Herstellers ist überschaubar, aber man kann viele Öfen in verschiedenen Höhen bekommen und es sind wohl auch Sonderwünsche möglich. Ich habe mir zum Beispiel noch große Specksteinplatten dazu bestellt für ein Holzregal. Der Stein kommt aus derselben Lagerstätte, was optisch natürlich von Vorteil ist.
Speckstein und Handwerk sind teuer, das muss man wissen. Aber gegenüber einem Angebot für einen großen, mit Stein verkleideten Kaminofen habe ich nur etwa 15% mehr bezahlt.
Ich möchte hier mein Fazit vorwegnehmen, nachdem ich jetzt eine Wintersaison geheizt habe: ich möchte diesen Ofen keinesfalls wieder abgeben. Das liegt daran, dass wohl kaum eine andere Marke diese Art der Wärmeabgabe umsetzen kann. Lest aber bitte weiter, denn es gibt auch Schattenseiten.
Der größte Vorteil des Ofens ist, dass die Wärme zu einem großen Teil in den Speckstein wandert und erst nach und nach wieder abgegeben wird. Nach dem Brennraum werden die Heizgase mehrfach umgelenkt, die inneren Platten bestehen auch aus Speckstein. Trotzdem kommt die Wärme relativ schnell außen an, über die Glastür wird ja auch von Anfang an Wärme abgegeben. Nach etwa einer halben Stunde kann man den Ofen oberhalb des Brennraums kaum mehr anfassen, weil er schon sehr heiß ist. Ich lege zwischen ein und drei kg Holz rein, je nach Außentemperatur. Es dauert dann 45 Minuten oder länger (bei großen Scheiten Laubholz), bis nur noch Glut da ist. Dann ist der Ofen außen überall heiß. Und er bleibt es auch! Wenn ich kurz vor der Tagesschau anzünde und wenn unten ein paar Scheite Birke liegen, dann ist der Ofen am nächsten Morgen noch angenehm warm. Bei großen Scheiten Laubholz kann die Glut 3-4 Stunden halten.
Ich habe den Vergleich mit Kaminöfen bei Freunden und soweit ich das bisher gesehen habe, kann kein klassischer Kaminofen mit einem Stahleinsatz diese Art von Wärmespeicherung leisten. Auch wenn dort außen sehr viel Stein verbaut ist, muss die Wärme ja erst durch das Blech oder den Stahl, dann durch eine dünne Luftschicht und erst dann in den Stein.
Ich habe vor der Anschaffung mehrfach gelesen, dass es bei neuen Öfen schwierig ist, nachzulegen, ich hatte mir deshalb Sorgen gemacht. Aber: Nachlegen? Muss ich jetzt nicht mehr! Ich lege einmal meine Menge an Holz rein, zünde an und das war`s. Ich habe anfangs nachgelegt und das war überhaupt keine Freude. Wenn man nicht exakt den Punkt trifft, wo die Flammen gerade vorbei sind und wo nur noch Glut da ist und wenn das Glutbett groß genug dafür ist, das nachgelegte Holz gleich zu entzünden, dann kann es gutgehen. Aber ich habe entweder zu früh nachgelegt, dann kommt doch ein bisschen Rauch aus der Tür. Oder zu spät, dann kokelt es erst eine Weile, bevor das Holz anfängt zu brennen und es riecht auch unangenehm. Also lege ich lieber einmal auf, zur Not mache ich nach drei oder vier Stunden nochmal ganz neu an mit sehr wenig Holz.
Natürlich wird von ober angezündet. Unten große Scheite, mittlere quer darüber und oben Anzündeholz aus Fichte. Anzünder drauf, fertig. Ist bisher nie schiefgegangen. Ich kann am Wochenende meine Fußbodenheizung komplett auslassen, ich mache dann einmal nach dem Frühstück und einmal am Abend an, jeweils mit 2 bis 3 kg Holz.
Ich kann nur Holz (also keine Kohle) verbrennen, der Ofen hat keinen Rost und keinen Aschekasten. Braucht er auch nicht. Ich lege das neue Holz einfach auf die kalte Asche, das ist kein Problem. Einmal in der Woche sauge ich den Feuerraum aus, es würde aber auch einmal in zwei Wochen reichen. Die Glastür ist, verglichen mit einigen Kaminöfen, relativ klein, mir reicht sie aber völlig. Die Rußbildung ist erfreulich gering, je größer das Feuer, umso weniger Ruß bleibt an der Scheibe. Einmal in der Woche nehme ich ein nasses Küchentuch mit Asche und wische die Scheibe ab, das ist eine Sache von zwei Minuten.
Oft lese ich, dass ungern Nadelholz verbrannt wird. Hier bin ich auch sehr positiv überrascht. Ich habe viel Fichte und ich muss sagen, dass der Ofen trotzdem genau so schnell und genauso gut warm wird, ich habe also nicht den Eindruck, dass die Wärme in den Schornstein geht. Nur die Glut hält nicht so lange, wie bei Laubholz. Es spritzt und knackt auch nicht übermäßig.
Über die Tür wird sehr viel Wärme abgegeben, wenn das Holz einmal so richtig brennt. Zu Anfang lässt sich der Ofen Zeit. Wenn dann aber das Holz unter dem Anzündeholz mal so richtig brennt, schlägt es schnell bis unten durch und dann „schmeißt es ordentlich Wärme“. Noch drei bis vier Meter weiter wird es auf dem Sofa warm. Man sollte keine Sitzecke einen Meter vor der Ofentür planen.
Man kann theoretisch eine externe Frischluftzufuhr anschließen, ich wollte das auch machen. Der Ofenbauer hat mir aber abgeraten und ich habe es nicht bereut, dass ich die weggelassen habe. Ich kann bei geschlossenem Fenster anzünden. Wenn das Feuer dann größer wird, kann ich ein Fenster einen kleinen Spalt aufmachen, wenn ich will, dann macht der Ofen ja schon recht viel Wärme. Man muss aber nicht unbedingt ein Fenster öffnen. Und wenn der Ofen dann so richtig warm ist, kann ruhig mal stoßlüften, denn der Ofen hat das Zimmer ruck-zuck wieder warm.
Bis hier hört sich ja alles super positiv an, wo sind also die Haken?
Mein erstes Problem war Feuchtigkeit. Nach den ersten zwei, drei Wochen wollte ich den Ofen schon fast wieder abbauen lassen. Es fing beim zweiten Mal Anheizen an: unter dem Ofen bildete sich eine Pfütze. Keine kleine, der Ofen stand quasi komplett im Wasser. Aber nicht nur das, auch aus den Fugen kam Feuchtigkeit! Der Ofen besteht aus mehreren Reihen und eine Reihe besteht aus acht Segmenten (daher auch Okto). Die Segmente sind mit Metallstreifen verbunden; Nut-Feder-Prinzip. Es gibt also Fugen und hier kam die Feuchtigkeit heraus. Nicht das blanke Wasser, denn weil sich die Feuchtigkeit mit Ruß vermischt hat, war das Wasser bräunlich. Die Fugen trockneten zwar schnell wieder, es gab aber extrem hässliche Trauerränder.
Das ging mehrere Wochen so weiter! Erst später habe ich dann im Prospekt des Herstellers gelesen, dass das normal sein soll. Der Speckstein hat von Natur aus eingeschlossenes Wasser, das muss erst nach und nach verdampfen. Bei mir war es aber extrem viel Wasser, der Ofenbauer kam natürlich und sagte, dass er es so noch nicht erlebt hat. Keine Ahnung, ob das stimmt, bei mir war es jedenfalls viel. Ich musste die Pfützen auf dem Boden mit mehreren Blättern Küchenpapier aufsaugen, es hat immer gerochen, wie in einer Fischräucherei.
Aber nach und nach wurde es weniger Wasser und nach etwa vier Wochen war das Problem abgestellt. Der Speckstein hat den extremen Vorteil, dass man ihn bearbeiten kann. Ich habe die abgetrockneten Fugen mit feinem Schleifpapier abgeschliffen, man sieht von der Bearbeitung gar nichts. Nun scheint der Stein trocken zu sein. Aber ich glaube, diese Wasserbildung ist nicht jedermanns Sache, das sollte man also wissen (leider gab es von der Fachfirma keine Hinweise dazu).
Das ist aber auch schon das größte Manko.
Was man noch wissen sollte, ist der recht kleine Brennraum. Es heißt zwar, dass man Scheite von 30 cm nehmen kann. Ok, kann man auch: zwei Stück. Durch die achteckige Form kann man nur einen, maximal zwei Scheite in dieser Länge pro Lage Holz einlegen. Die beiden Scheite links und rechts müssen kürzer sein. Ich werde mein Holz zukünftig auf 25 cm schneiden, dann habe ich keine Probleme. Natürlich habe ich aber gut gelagertes Holz aus den Vorjahren und das ist auf 32 cm gesägt. Pech.
Also, mein Ofen und ich sind inzwischen Freunde geworden. Ich freue mich, wenn Schmuddelwetter ist, dann kann ich anheizen und mich gemütlich mit einem Buch vor den Ofen hocken. Jetzt möchte ich ihn nicht mehr abbauen lassen.
Vielleicht kann ich dem einen oder anderen helfen, sich zu entscheiden.
(PS: ich bin kein Händler oder so, keiner weiß, wo ich den Ofen erworben habe und mit dem finnischen Hersteller habe ich auch keinen deal )
Danke für den ausführlichen Bericht. Ich würde es gut finden, wenn du noch ein paar Detailbilder vom Ofen machen würdest. Und nach der nächsten Heizperiode gibt es dann hoffentlich ein Update zu dem Bereicht.
Viele Grüße
Ich habe ewig nicht hier reingeschaut, lag wohl am Sommer :).
Also zum Nachlegen habe ich ja berichtet, dass ich das so gut wie nie mache, weil es ganz einfach nicht nötig ist! Ich habe es mir vorher auch nicht im Traum vorstellen können, aber es ist so: wenn ich mit genügend Holz anheize, strahlt der Ofen mehrere Stunden gleichmäßig Wärme ab, und zwar so viel, dass ich überhaupt nicht auf die Idee komme, nachlegen zu wollen.
Zu Fotos: ich würde sehr gern welche einstellen, aber ich habe noch nicht herausgefunden, wie das geht! Vermutlich wurde mir das Recht zum Hochladen noch nicht eingeräumt. Aber wie der Ofen aussieht, lässt sich mit einer Suchmaschine herausfinden.